Automotive SPICE® 4.0: Das kommt auf Sie zu!

Automotive SPICE® ist inzwischen in der Automobilbranche ein Begriff, welchen man immer öfter wahrnimmt. Doch was ist A SPICE? Das Akronym steht für Automotive Software Process Improvement and Capability Determination und ist ein internationaler Standard zur Bewertung von Geschäftsprozessen mit dem Fokus auf Software-Entwicklung. Zumindest lag der Fokus bis jetzt auf der Software-Entwicklung.
Im Laufe dieses Jahres (2023) soll die Version 4.0 des PAM/PRM (Prozess-Assessment-Modell / Prozess-Referenz-Modell) veröffentlicht werden, mit der sich der Fokus ändern soll. Automotive SPICE® soll u. a. um die Disziplinen Mechanik- und Hardware-Entwicklung erweitert werden. Deshalb betrachten wir in diesem Artikel, was die anstehenden Änderungen für Sie bedeuten. Doch zunächst ein Schritt zurück.
Der Hintergrund von Automotive SPICE®
Die Anwendung von Reifegradmodellen basiert auf der Annahme, dass die (Entwicklungs-)Prozessreife einen Einfluss auf die Produktqualität hat. Das Reifegradmodell von Automotive SPICE® verfolg einen Bottom-Up-Ansatz, der gut zu der Vorgehensweise in der Automobilindustrie passt.
Hierbei sollen vorrangig geeignete Arbeitsprodukte generiert werden (Capability Level 1). Dann sollen diese Arbeitsprodukte geplant, standardisiert, qualitätsgesichert und verwaltet werden (Capability Level 2). Schließlich soll einen Standardprozess definiert und angewendet werden (Capability Level 3).
Der VDA hat bereits im Jahr 2000 beschlossen Automotive SPICE® zur Bewertung von Software-Lieferanten einzusetzen. Seitdem entwickelte der Arbeitskreis 13 des VDA QMC das PAM/PRM (Prozess-Assessment-Modell / Prozess-Referenz-Modell) kontinuierlich weiter.
Der sogenannte VDA-Scope definiert den Mindestumfang an Prozessen, die bei Lieferantenbewertungen berücksichtigt werden müssen. Er umfasst dabei folgende Punkte:
- System- und Softwareentwicklungsprozesse (früher auch Engineering-Prozesse genannt)
- Projektmanagement
- Lieferantenüberwachung
- Die wichtigsten Unterstützungsprozesse, wie z. B. Qualitätssicherung und Konfigurationsmanagement.

Seitdem hat sich Automotive SPICE® über den deutschen Raum hinaus in der ganzen Welt verbreitet. Viele europäische, asiatische und amerikanische OEMs verlangen heute bereits während der Lieferantenauswahl Nachweise von Automotive SPICE® Reifegraden und/oder verbindliche Zusagen darüber, wann diese erreicht werden.
Wer sich hier proaktiv positioniert, kann sich aus unserer Sicht einen klaren Wettbewerbsvorteil erarbeiten.
Was bringt nun die Zukunft mit Automotive SPICE® 4.0? Historie und Ausblick
Das Thema entwickelt sich schnell weiter. Deshalb sind die Anforderungen an automobile Software-Entwicklung im Jahr 2000 nicht stehen geblieben.
Ab 2011 war mit der Veröffentlichung der ISO 26262 das Thema Funktionale Sicherheit präsent. Bis 2018 haben sich Automotive SPICE® und die ISO 26262 in ihren Strukturen so weit angenähert, dass eine Kombination beider Standards einfacher umgesetzt werden kann. 2021 wurde ein weiteres PAM/PRM zum Thema Cybersecurity veröffentlicht.
Doch es ist nicht nur bei software-spezifischen Themen geblieben.
Denn, die systematische Software-Entwicklung (strategisch, geplant, nachvollziehbar und wiederholbar) hat gegenüber chaotischer Software-Entwicklung (ohne tieferes Verständnis der Abhängigkeiten der Entwicklungsschritte und Entwicklungsergebnisse und damit nur schwierig nachvollziehbar und wiederholbar) die Vorteile immer offensichtlicher deutlich gemacht. Aufgrund dessen, haben sich intacsTM-Arbeitsgruppen auch mit Mechanik- und Hardware-Entwicklung befasst.
Dieses Jahr sollen, neben weiteren Änderungen, Mechanik- und Hardware-Entwicklung in das Automotive SPICE® PRM/PAM integriert werden.

Was bedeutet das nun für Sie?
Qualität, Produktsicherheit und Cybersecurity sind Themen, die im Kontext hochautomatisierten Fahrens einen neuen Stellenwert bekommen. Systematische Entwicklung bildet hierfür die Basis, um diese Produkteigenschaften sicherstellen und nachweisen zu können.
Automotive SPICE® kann in der Praxis dabei helfen, Fähigkeiten bezüglich systematischer Entwicklung zu bewerten und zu verbessern und somit die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Außerdem können Prozessverbesserungen die Produktentwicklung effizienter gestalten, da Entwicklungsabläufe standardisiert und Arbeitsprodukte wiederverwendet werden können.
Mit den intacsTM PRM/PAMs für Mechanik- und Hardwareentwicklung wurden diesen Disziplinen entsprechende Werkzeuge zur Prozessverbesserung zur Verfügung gestellt. Mit der Integration von Mechanik- und Hardware-Entwicklung in das Automotive SPICE® PRM/PAM gibt der VDA eine klare Absichtserklärung diese Werkzeuge zukünftig nutzen zu wollen.
Deshalb am Ende nochmals der Appell an Sie: Das Thema nimmt schnell Fahrt auf und bringt signifikante Vorteile für die Entwicklung. Bilden Sie sich bereits jetzt dazu mit einem Seminar zum Thema: System- und Hardwareentwicklung in Automotive SPICE® weiter und sichern sich den first mover Vorteil.