Testbed | Neue Wertschöpfungspotenziale erarbeiten

Testbed | Neue Wertschöpfungspotenziale erarbeiten

Die Digitalisierung und das Phänomen Industrie 4.0 stehen für vielschichtige Veränderungen, deren Auswirkungen in weiten Teilen noch unbekannt sind. Um allerdings in Zukunft erfolgreich zu sein, ist es notwendig, sich dennoch mit diesem Thema und dem Thema Testbed auseinanderzusetzen.

Wahrscheinlich haben Sie bereits schon einige Artikel zum Thema Digitalisierung gelesen und wissen warum auch zum Thema Industrie 4.0 Seminare wichtig sind.

In diesem Artikel soll es aber nicht darum gehen was Sie schon vielfach erfahren haben. In diesem Artikel lernen Sie, wie KMU`s mithilfe von Testbeds die Möglichkeiten haben die Digitalen Transformation optimal zu nutzen.  

Hintergrund

Die Digitalisierung hat viele Facetten. So arbeiten zum Beispiel im Industrial Internet Consortium (IIC) Unternehmen aus verschiedenen Branchen experimentell in sogenannten Testbeds zusammen.

Hierbei ist das Ziel dieser Testbeds, neue branchenübergreifende Wertschöpfung zu generieren. Um das für KMUs möglich zu machen  musste die Vorgehensweise der Testbeds in den Mittelstand und das Handwerk transferiert werden:

Das Ergebnis sind die sogenannten „Micro Testbeds“. Doch warum sollte sich ein Unternehmen für Testbeds interessieren? Die Antwort ist einfach:

Testbeds bieten Unternehmen eine herausfordernde Situation mit der Chance, neues Terrain zu betreten und damit noch unbekanntes wirtschaftliches Potenzial zu erschließen.

Denn, bei der Digitalen Transformation geht es genau darum: Neues Potenzial zu erkennen und Herausforderungen meistern.

Herausforderungen wie zum Beispiel offene Standards und das man darüber von überall Gegenstände und Prozesse, an beliebigen Orten, steuern kann. Oder, dass sich die Form der Wertschöpfung deutlich verändert, wenn man in der virtuellen Welt reale Prozesse gestaltet.

Weiteres Potenzial liegt auch in den Werten, Maßstäben, Methoden, Technologien etc. die zur Umgestaltung unserer Wirtschaft und Unternehmen berücksichtigt werden müssen.

Das größte Potenzial, liegt allerdings wohl darin zu erkennen, dass Digitalisierung nicht einfach geschieht, sondern dass man diese aktiv gestalten kann und muss.

Das bedeutet allerdings auch, dass Unternehmen Methoden, Prozesse und neue Wertschöpfungsmodelle experimentell entwickeln  müssen.

Eine Schlüsselrolle spielen hierbei Pionierunternehmen, die bei der Gestaltung der internetbasierten Vernetzung in branchenübergreifenden Wertschöpfungskontexten auf Basis offener Standards die Digitalisierung gestalten wollen.

Dabei spielen Themen wie die interdisziplinäre und branchenübergreifende Wertschöpfung (Business) sowie Technologie eine entscheidende Rolle.

Zu diesem Zweck experimentieren bereits Unternehmen gemeinsam an nutzenstiftenden Anwendungsszenarien, die durch die Verbindung von physischer und digitaler Welt, unter Berücksichtigung übergreifender Anforderungen, wie Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit, entstehen.

Was ist ein Testbed

Für diese neue Art der Vorgehensweise hat sich der Begriff Testbed etabliert. Doch was ist ein Testbed?

Bei einem Testbed schließen sich situativ etwa fünf bis zehn Unternehmen zusammen, um branchenübergreifend, partnerschaftlich und pragmatisch zusammenzuarbeiten.

Diese Zusammenarbeit ist die Grundlage für das gemeinsame Entwickeln von Wertschöpfungsszenarien.

Diese Wertschöpfungsszenarien werden dann im realen Wirtschaftsumfeld, in einer vorher nicht praktizierten Art und Weise, experimentell umgesetzt und erprobt.

Die aktuell rund 30 laufenden beziehungsweise abgeschlossenen Testbeds sind dabei sehr vielfältig und erstrecken sich von Szenarien im Energiebereich, im Gesundheitswesen, im öffentlichen Sektor bis hin zur produzierenden Industrie und zum Transportwesen. 

Schaubild Diagramme

Welche Erkenntnisse lassen sich aus diesen Testbeds generieren?

  • Durch die Digitale Transformation verlagert sich die Wertschöpfung von Wertschöpfungsketten in branchenübergreifende Wertschöpfungsnetzwerke (cross-domain Ecosystems).
  • Damit stehen zukünftig vermehrt Wertschöpfungssysteme und weniger Unternehmen im gegenseitigen Wettbewerb.
  • Daher ist die offene interdisziplinären Zusammenarbeit in einem Vertrauensraum ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
  • Durch die Verwendung von Open Source Programmen und offenen Standards sind die Einstiegshürden niedrig und das Investitionsrisiko beleibt überschaubar.
  • Ein zielführendes Vorgehen ist hierbei das gemeinsame Lernen mit Hilfe des experimentellen Vorgehens.
  • Durch die Pionierarbeit in Testbeds entstehen für alle beteiligten Unternehmen regelmäßig neue, nicht antizipierbare Business Cases.
Das im Rahmen der Testbeds erschlossene digitale Terrain birgt insbesondere für mittelständische Unternehmen und kleine Betriebe (Handwerk etc.) große Potenziale für neue Wertschöpfung.

Diese Erkenntnisse aus Testbeds haben dazu geführt, dass sich die Micro Testbeds für KMUs entwickelt haben. Deren Fokus liegt auf der Umsetzung kleiner Anwendungsszenarien mit „ungewöhnlichen“ Partnern.

Wie funktionieren Micro Testbeds?

Bei Micro Testbeds bildet man mit Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen ein Vertrauensraum  und baut eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf.

Auf diese Art und Weise entstehen durch die Nutzung von bestehenden Technologien, interdisziplinärer Zusammenarbeit und die Zusammenführung von Fähigkeiten der Partner neue, oftmals nicht vorhersehbare, nutzbringende Lösungen.

In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 15 solcher Micro Testbeds initiiert und durchgeführt.

Hierbei konnte man aus Sicht der Forschung die aus den Testbeds abgeleiteten Erfahrungen weitgehend bestätigen und zusätzlich weitere KMU-Spezifikationen identifizieren. Mithilfe dieser Spezifikationen wurden auch bereits erste Werkzeuge entwickelt, um gemeinsam mit KMUs die Digitalisierung zu gestalten.

Bei den Werkzeugen und dem Vorgehen in Micro Testbed steht ein methodischer Ansatz auf Basis von Geschäftsfähigkeiten im Zentrum. Diesem liegt die Annahme zugrunde, dass eine Entwicklung in der Digitalisierung bei KMUs nur erfolgreich ist, wenn man Geschäftsfähigkeiten aus unterschiedlichen Branchen kombiniert.

Die Micro Testbeds bieten dabei den Rahmen, um Geschäftsfähigkeiten unterschiedlicher Partner zu bündeln, neue Anwendungsszenarien zu generieren und diese umzusetzen.

Geschäftsfähigkeiten stellen dabei das Bindeglied, zwischen der Business- und der Technologieebene dar. Weiter beschreiben sie die Vorgehensweise und Aktivitäten auf abstrakter Ebene.

Durch diese Beschreibung können Geschäftsfähigkeiten den Unternehmen helfen, sich zu positionieren und zu differenzieren. Allerdings ist dabei wichtig, dass für alle Beteiligten ein Nutzen aus dem Micro Testbed entsteht.

Aus praxisorientierter Sicht haben die bisherigen Micro Testbeds gezeigt, dass KMUs durch die Mitwirkung in Micro Testbeds in die Lage versetzt werden, die Möglichkeiten der Digitalen Transformation, zu lernen und neue Wertschöpfungspotenziale zu erschließen.

 

Micro Testbed Beispiel: Production Performance Management Protocol (PPMP)

Bei diesem Micro Testbed haben sich die mittelständischen Unternehmen Rampf, Sick, Balluff und der Bosch-Konzern für dieses Vorgehen entschieden.

Innerhalb eines Jahres haben die Unternehmen auf Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit nutzenstiftende Anwendungsszenarien identifiziert und experimentell an einem physischen Maschinenbett erprobt.

Grundlage für die schnelle und pragmatische Umsetzung war dabei das Open Source Protokoll PPMP.

Durch diese Zusammenarbeit konnte jedes der teilnehmenden Unternehmen Erfahrungen sammeln sowie dadurch Nutzen generieren, der im Vorfeld nicht abzusehen war.

Fazit

Wertschöpfung wird in Zukunft durch eine neue Art von Geschäftsmodellen definiert.

Dabei werden Testbeds eine wichtige Rolle spielen. Testbeds werden die traditionellen Wertschöpfungsketten durch mehr Wertschöpfungsnetzwerke ersetzten, welche dann in Konkurrenz zueinander stehen.


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